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Kofo Essen 13.05.09Mediensucht - Machen PC und Handy krank?Jürgen Lamm (Suchthilfe direkt, Essen) |
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Computer, Handy, Internet - kaum jemand ist heutzutage noch in der Lage,
ohne diese nützlichen kleinen Helfer seinen Alltag zu bewältigen.
Sowohl im Beruf als auch im Privatleben sind wir daran gewöhnt, Medien
zu nutzen, um zu kommunizieren, Informationen abzurufen und manchmal
einfach nur die Zeit zu vertreiben. So praktisch diese neuen
Errungenschaften auch sind, so bergen sie doch eine Gefahr, die nur
langsam ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rückt: Mediensucht ist ein
Problem, das vor allem Erwachsene und Jugendliche betrifft und in seinen
mittel- bis langfristigen Konsequenzen noch weitgehend unterschätzt
wird. Jürgen Lamm, Mitarbeiter der Suchthilfe direkt Essen, berichtete
ebenso anschaulich wie informativ und eindringlich aus seinem täglichen
Erleben, schilderte die Situation von Menschen, deren Leben sich nur
noch um Chat, Computerspiele, virtuelle Zweitexistenzen und
Dauerberieselung durch Radio und Fernsehen dreht. Persönliche Kontakte
kommen zunehmend zum Erliegen, man schläft kaum noch, um nur ja nichts
in der virtuellen Welt zu verpassen, Schule und Beruf verlieren an
Bedeutung. Die Gefahr sozialer Isolation und der daraus resultierenden
Folgen für die körperliche und seelische Gesundheit ist sehr groß,
wird jedoch von den Betroffenen nicht wahrgenommen oder geleugnet - ein
typisches Verhalten von suchtkranken Menschen. Für potentielle Helfer
sehr problematisch ist der Umstand, dass Mediensucht zum heutigen
Zeitpunkt noch nicht als Krankheitsbild anerkannt ist, Ärzte und
Therapeuten daher keine Behandlung einleiten und diese mit den
Krankenkassen abrechnen können. So weit sollten es Eltern und Pädagogen
nicht kommen lassen - Kinder brauchen Menschen, die Zeit für sie haben
und mit ihnen verbringen wollen, anstatt aus Bequemlichkeit oder Überforderung
vor dem Bildschirm "geparkt" zu werden. Denn nur der Kontakt
mit echten Menschen kann Kinder und Jugendliche darauf vorbereiten,
erwachsen zu werden und Verantwortung für sich und andere zu übernehmen
- ein Lernprozess, den kein Computer, kein Fernsehprogramm, kein noch so
cooles Handy ersetzen kann. |
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Moderation: Ralf Kirchhoff Gebärdensprachdolmetschen: Andrea Knipping, Bastienne Rehe (Skarabee) Schriftdolmetschen: Gisela Kaul, Cornelia Krajewski Fotos: Ingo Langner |