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Kofo Essen 13.06.2018"Die AfD - eine kritische Betrachtung"Iris Meinhardt (Politologin, München) |
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Iris Meinhardt ist Politikwissenschaftlerin, ihr
Studium in München hat sie vor Kurzem beendet. Sie hat sich dabei auch
intensiv mit der Partei AfD (Alternative für Deutschland) beschäftigt,
die seit 2017 auch im Bundestag vertreten ist. In ihrem Kofo-Vortrag erklärte sie zunächst die Bedeutung von Parteien für unser politisches System. Parteien sind wichtig
für das Funktionieren von Demokratie, weil sie Interessen bündeln und
Lösungsvorschläge machen. Jeder kann eine Partei gründen, wenn man das
Grundgesetz beachtet. Die AfD wird auch als „rechtspopulistisch“ und „rechtsextrem“ bezeichnet. Die Partei selbst lehnt diese Zuschreibung ab. Es gibt aber wissenschaftliche Beschreibungen, z.B. für Populismus: Populistisch sind Parteien, wenn sie- einfache Erklärungen für komplizierte Probleme bieten Ausführlich
beschrieb die Referentin Entstehung, Entwicklung und Inhalte der AfD,
hier nur in Kürze: Die AfD wurde 2013 durch den Wirtschaftsprofessor
Bernd Lucke als
„Alternative“ zum Eurorettungskurs der EU gegründet. Als 2014 die
Pegida-Bewegung entstand, verschoben sich auch in der AfD die
Mehrheitsverhältnisse. Das Thema „Islam“ rückte in den Mittelpunkt und
der rechtsradikale Björn Höcke verbündete sich mit Frauke Petry. Bernd
Lucke verließ 2015 mit einem wirtschaftsliberalen Flügel die Partei und
gründete eine neue Partei
(Allianz für
Fortschritt und Aufbruch - ALFA). Nach der
Bundestagswahl 2017 verließ auch Frauke Petry die Partei. Mit 12,6% der
Stimmen wurde die AfD die drittstärkste Kraft im Bundestag. Die Wähleranalyse
zeigt: Mehr Männer als Frauen, mehr Ostdeutsche als Westdeutsche, vor
allem Menschen mit Mittlerer Reife, vor allem Menschen zwischen 30 und
59 und frühere Nichtwähler haben die AfD gewählt. Nach Meinung der
Forschungsgruppe Wahlen
haben die meisten Wähler die AfD aus Protest gegen die
Regierungspolitik gewählt, die Flüchtlingspolitik war der große
Aufreger. Anschließend ging
es um die politischen Inhalte: Was sagt die AfD zu den Themen Medien,
Asyl und Islam, Europäische Union, Familienpolitik und Behinderung?
Als Beispiel für die Haltung der AfD zu behinderten Menschen nannte Iris
Meinhardt die Kleine Anfrage der AfD im März 2018 im Bundestag:
Die AfD wollte von der Bundesregierung
wissen, wie sich die Zahl der Behinderten in Deutschland seit 2012
entwickelt hat, besonders „durch Heirat innerhalb der Familie“ – und wie
viele dieser Fälle einen Migrationshintergrund hätten. Diese Verknüpfung
von Behinderung mit Inzest und Zuwanderung löste breite Empörung aus.
Die AfD ist auch gegen Inklusion und für besondere Beschulung
behinderter Menschen. Angeblich wegen der besseren Förderung dort, aber
im Grunde handelt es sich um Aussonderung, denn „Teilhabe“ an der
Gesellschaft ist nicht vorgesehen.
In der anschließenden Diskussion gab die
Referentin Empfehlungen zur politischen Information:
Bundeszentrale für politische Bildung:
www.bpb.de; Jugendmagazin der
Bundeszentrale: fluter
http://www.bpb.de/shop/zeitschriften/fluter/
Anmerkung: In diesem Video wird der Begriff „Populismus“ anschaulich erklärt. |
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