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Kofo Essen 09.10.2019Armut im Alter?Was sollte man (rechtzeitig) tun? Was bringen Grundsicherung und Grundrente?Referent: Dirk R. Schuchardt (Diplom-Verwaltungswirt, Duisburg) |
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„Töte nicht den Boten!“ Mit diesen mahnenden Worten
des griechischen Philosophen Sophokles begann Dirk R. Schuchardt seinen
inzwischen vierten Vortrag im Kofo Essen, damit vorausschickend, dass das,
was er an diesem Abend zu erzählen haben würde, nicht nur und nicht
unbedingt positiver Natur sein werde. In den folgenden zwei Stunden
berichtete er einem zunehmend ernüchterten, dem nicht mehr ganz so fernen
Renteneintritt eher unbehaglich als erfreut entgegen sehenden Publikum von
den nicht immer, aber doch häufig vermeidbaren Ursachen allzu knapper
Rente, die ihren Anfang nehmen mit (zu) wenig Bildung, Ausbildung, Fort-
und Weiterbildung, mit der sich mancher Arbeitnehmer auf die Dauer selbst
ein Bein stellt. Besonders gefährdet sind Frauen, die aufgrund
Kindererziehungszeiten und der Pflege älterer Angehöriger oftmals nicht
oder nur halbtags bzw. in Minijobs arbeiten, wodurch nur wenig Beiträge in
die Rentenkasse eingezahlt werden, und auch in Vollzeitstellen in der
Regel weniger verdienen als männliche Kollegen in gleicher Position – eine
Ungerechtigkeit, die im Rahmen der Diskussion nicht nur durch das Publikum
beklagt, sondern auch durch den Referenten bestätigt wurde: „Die Frauen
gehören auf die Straße, um für ihre Rechte einzutreten, so wie die
‚Fridays for Future‘-Bewegung – nur wer laut genug ist, wird von den
Politikern gehört.“ Das Eintreten für die eigenen Rechte ist Schuchardt
wichtig und er schärfte dem Publikum ein, sie ebenso wie die eigenen
Pflichten im Auge zu behalten und nicht aus falschem Stolz, Scham oder
Bescheidenheit auf Unterstützungsmöglichkeiten wie die Grundsicherung zu
verzichten, wenn absehbar ist, dass die Rente nicht ausreichen wird, um den
Lebensunterhalt im Alter zu finanzieren. „Man kann im Leben nicht alles
planen“, sagt Schuchardt, „bei aller Voraussicht braucht man immer auch
ein Stück weit Glück.“ Ein plötzlicher Unfall, eine schwere Krankheit, der
Todesfall des Partners können die gesamte Lebensplanung auf den Kopf
stellen und nicht immer findet der gebeutelte Mensch in eine stabile Spur
zurück. Wer dann Hilfe braucht, soll und muss sie auch bekommen, betonte
der Referent, dessen lebendiger, anschaulicher und mit vielen
Fallbeispielen gespickter Vortrag gedolmetscht wurde durch Magdalena
Meisen und Sandra Wolfien (beide Skarabee) sowie Cornelia Krajewski und
Mario Kaul an den Laptops. Moderiert wurde der Abend von Michael Mees, den
wir zukünftig hoffentlich häufiger in dieser Funktion erleben werden. |
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Moderation: Michael Mees Gebärdensprachdolmetschen: Magdalena Meisen, Sandra Wolfien (Skarabee) Schriftdolmetschen: Cornelia Krajewski, Mario Kaul Fotos: Ingo Langner (igraphics) |